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Hörverlust und Medikamente: Aspirin und Paracetamol können zu Schwerhörigkeit führen
Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten kann einen Einfluss auf Ihr Hörvermögen haben. Relativ neu ist dabei die Erkenntnis, dass neben bestimmten Antibiotika auch freiverkäufliche Schmerzmittel, wie Aspirin und Paracetamol, zu Schwerhörigkeit führen können. Insbesondere jüngere Menschen sollten auf die Einnahme von Schmerzmitteln verzichten, wenn keine medizinische Notwendigkeit vorliegt.
Einige lebensrettende Antibiotika können Schwerhörigkeit und Gleichgewichtsprobleme verursachen. Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass bestimmte Antibiotika das Hörvermögen negativ beeinflussen. Meist handelt es sich um Aminoglykosid-Antibiotika, die bei schweren Infektionen wie Meningitis, Lungeninfektionen oder Covid-19 eingesetzt werden. Eine langfristige Einnahme oder hohe Dosierung dieser Medikamente kann das Innenohr schädigen. Neben dieser Antibiotika-Gruppe können auch Platinpräparate (Cisplatin) und Medikamente in der AIDS-Therapie zu Schwerhörigkeit führen. Relativ neu ist allerdings die Erkenntnis, dass auch freiverkäufliche Schmerzmittel, wie Aspirin und Paracetamol, negative Auswirkungen auf das Gehör haben.
Bei Medikamenten mit Acetylsalicylsäure (ASS) wie z.B. Aspirin, ist ein Zusammenhang zum Gehör zuerst entdeckt worden. Problematisch ist eine dauerhafte Anwendung oder hohe Dosierung. Neben einem irreversiblen Hörverlust kann auch Tinnitus entstehen. Eine Studie von Wissenschaftlern der Harvard-Universität konnte den Effekt bei freiverkäuflichen Schmerzmitteln, wie Aspirin, nachweisen. Die Forscher untersuchten 26.000 Männer über einen Zeitraum von insgesamt 18 Jahren. Dabei wurde festgestellt, dass die regelmäßige Einnahme von Aspirin bei jungen Menschen unter 60 Jahren zu einem 33 Prozent höheren Risiko führt, eine Schwerhörigkeit zu entwickeln.
Eine noch größere Gefahr für einen Hörverlust sehen die Forscher allerdings in der regelmäßigen Einnahme von Paracetamol. Bei den unter 50-Jährigen Probanden, die regelmäßig Paracetamol einnahmen, war die Wahrscheinlichkeit einen Hörverlust zu entwickeln 99 Prozent höher als bei Personen, die Paracetamol allenfalls gelegentlich einnahmen. Mit zunehmendem Alter ließ die festgestellte Korrelation von Paracetamol und Aspirin mit einer Schwerhörigkeit allerdings nach. Einer erhöhten Gefahr sind Kinder ausgesetzt, da es bei Ihnen leicht zu einer Überdosierung kommen kann. Die Einnahme von Medikamenten sollte immer wohlüberlegt sein und mit einem Arzt abgesprochen werden.
Medikamente sind ein Risikofaktor für das Gehör
Derzeit gibt es eine Reihe von Medikamenten, zu dessen Nebenwirkungen auch die Beeinträchtigung des Gehörs zählt. Zu diesen Medikamentengruppen gehören vor allem Arzneimittel, die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden, wie beispielsweise das Präparat Cisplatin. Darüber hinaus weisen einige Entwässerungs- und Malariamittel die gleichen Nebenwirkungen auf. Ebenso steht der Zusatzstoff Acetylsalicylsäure im Verdacht eine vorübergehende Schwerhörigkeit oder Taubheit zu verursachen. Der Wirkstoff wird beispielsweise bei der Herstellung von blutverdünnenden und schmerzlindernden ASS-Tabletten eingesetzt.
Durch die Einnahme von mehreren Aspirin-Pillen in kürzester Zeit können die Sinneszellen im Innenohr stark beeinträchtigt werden. Sind diese Zellen funktionsunfähig wird der Schall nicht mehr weitergeleitet, wodurch eine kurzfristige Schwerhörigkeit oder Taubheit entsteht. Im Normalfall ist der Hörverlust nur vorübergehend und klingt meist nach wenigen Stunden wieder ab.
In einigen Fällen kann eine Überdosis mit Schmerztabletten auch zu einer permanenten Taubheit oder Schwerhörigkeit führen. Paradoxerweise werden ASS-Tabletten gelegentlich zur Behandlung von Tinnitus oder Hörsturz eingesetzt, da sie blutverdünnend wirken.
Antibiotika können Schwerhörigkeit verursachen
Antibiotika, die bakterielle Infektionen behandeln, sind wichtige, lebensrettende Medikamente. Aber wie bei jedem Medikament gibt es Risiken und Nebenwirkungen. Bei einer Klasse von Antibiotika, den sogenannten Aminoglykosiden, gehören zu diesen potenziellen Nebenwirkungen Schwerhörigkeit, Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen.
Während eine durch Medikamente verursachte Taubheit in den meisten Fällen nach kurzer Zeit wieder abklingt, kann eine Überdosierung oder langfristige Behandlung mit Aminoglykosiden gravierendere Schäden im Ohr verursachen. Dabei sind Arzneistoffe wie zum Beispiel das Präparat Gentamycin besonders gefährlich. Diese Antibiotika-Medikamente können die Sinneszellen im Ohr beschädigen und somit zu einer dauerhaften Schwerhörigkeit führen. Im Normalfall werden diese Präparate nur in der Intensivmedizin eingesetzt, um schwere Infektionskrankheiten zu behandeln. Es handelt sich also um lebensrettende Medikamente.
Schwerhörigkeit und Gleichgewichtsprobleme werden als unerwünschte, aber unvermeidbare potenzielle Nebenwirkung der Einnahme von Aminoglykosiden betrachtet. Derzeit wird akzeptiert, dass der Preis, den einige Patienten für das Überleben einer lebensbedrohlichen bakteriellen Infektion zahlen müssen, der Verlust ihrer Hörfähigkeit ist. Forscher untersuchten die Wirkung von Aminglykosiden bei Mäusen und stellten fest, dass Mäuse mit schweren Infektionen ein größeres Risiko für einen aminoglykosidbedingten Hörverlust hatten als gesunde Mäuse, denen die gleichen Medikamente verabreicht wurden. Das bedeutet, dass eine infektionsbedingte Entzündung die Absorptionsrate erhöhen kann, was zu einer toxischen Wirkung im Ohr führt.
Besonders gefährdet sind Säuglinge auf der Neugeborenen-Intensivstation. Schätzungsweise 80% aller intensiv aufgenommenen Kinder erhalten Aminoglykoside. Das bedeutet, dass jedes Jahr ca. 70.000 Säuglinge gefährdet sind. Die Hörverlustrate bei Säuglingen, die auf einer Intensivstation waren, ist mit 2 bis 4 Prozent deutlich höher als die der allgemeinen Säuglingspopulation. Im Vergleich dazu beträgt die Hörverlustrate bei natürlich geborenen Säuglingen nur 0,1 bis 0,3 Prozent.
Welche Antibiotika können Schwerhörigkeit verursachen?
Aminoglykoside sind Antibiotika, die die Fähigkeit eines Bakteriums zur Bildung von Proteinen reduzieren. Dadurch wird die Reproduktion geschwächt und die Ausbreitung der Infektion gestoppt. Aminoglykoside sind sehr starke Medikamente und werden ausschließlich in der Intensivmedizin zur Behandlung von Meningitis, Sepsis, schweren Atemwegsinfektionen und anderen lebensbedrohlichen Infektionen wie Covid-19 eingesetzt.
Aminoglykoside wurden vor fast 60 Jahren entwickelt. Obwohl Alternativen existieren, werden Aminoglykoside immer noch verwendet, weil sie wirksam, preiswert und lange haltbar sind. Einige gängige Aminoglykosid-Antibiotika, die das Gehör schädigen können, sind:
- Streptomycin
- Neomycin
- Vancomycin
- Amikacin (Amikin)
- Gentamicin (Garamycin)
- Kanamycin (Kantrex)
- Paromomycin (Humatin)
- Tobramycin (Tobi)
Aminoglykoside sind sehr wirksam, können jedoch die Sinneszellen im Innenohr schädigen, die für die Wahrnehmung von Schall und für das Gleichgewicht verantwortlich sind. Dies wird als Ototoxizität bezeichnet und kann zu einer dauerhaften sensorineuralen Schwerhörigkeit, Schwindel und Tinnitus führen. Wenn Sie vor kurzem ein Aminoglykosid oder ein anderes ototoxisches Medikament eingenommen haben und befürchten, dass Sie einen Hörverlust haben, warten Sie nicht und vereinbaren Sie sofort einen Akuttermin bei Ihrem HNO-Arzt.
Wegen der gefährlichen Nebenwirkungen – zu denen nicht nur Hörverlust, sondern auch Nierenschäden gehören – ist die Anwendung von Aminoglykosiden in der Regel auf lebensbedrohliche Infektionen beschränkt. Sie werden meist intravenös verabreicht. Die ototoxische Wirkung von Aminoglykosiden lässt sich in folgende Typen unterteilen:
- vestibulotoxisch oder das vestibuläre System des Ohrs schädigend, was Schwindel und ähnliche Symptome verursacht
- cochleotoxisch oder die Sinneszellen schädigend, was die Wahrnehmung von Schall beeinträchtigt
In einigen Fällen kann ein Medikament sowohl vestibulotoxisch als auch cochleotoxisch wirken. Bei 20 bis 60 Prozent der Erwachsenen, denen Aminoglykosid-Antibiotika verabreicht werden, tritt ein gewisser Grad an Schwerhörigkeit auf, der von leicht bis hochgradig reichen kann. Bei ca. 20 bis 30% der schweren Covid-19 Verläufe, ist Hörverlust eine Folge der Behandlung mit antiviralen Medikamenten.
In der Regel verursachen Aminoglykoside einen Hochfrequenz-Hörverlust. Bei höheren Dosen, die über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, kann es auch andere Hörbereiche, wie z.B. tiefe Frequenzen, beeinträchtigen und schließlich zu völliger Taubheit führen. Die Forschung zeigt, dass einige Menschen genetisch anfälliger für die Wirkung von Aminoglykosiden sind.
Krankheiten beeinträchtigen unser Hörvermögen
Sowohl Verletzungen als auch Infektionen oder Entzündungen des Ohres können das Hörvermögen beeinträchtigen und unter Umständen zu bleibenden Schäden führen. Neben einer Mittelohrentzündung können Krankheiten wie Mumps, Masern oder Keuchhusten eine Hörminderung auslösen. Die Beeinträchtigungen sind normalerweise nur vorübergehend. Wenn Sie den Verdacht haben, schwerhörig zu sein, sollten Sie einen HNO-Arzt, einen Heilpraktiker oder einen Hörgeräteakustiker aufsuchen.
Neben Krankheiten, die das Ohr direkt betreffen, können auch Erkrankungen anderer Regionen des Körpers dazu führen, dass das Gehör beeinträchtigt wird. Gefäßkrankheiten sind besonders gefährlich, da nur ein einziges Gefäß (das sogenannte Labyrintharterie) in das menschliche Innenohr führt. Sollte dieses Gefäß beschädigt sein, droht eine Schwerhörigkeit oder dauerhafte Taubheit. Des Weiteren können Bluthochdruck, Arteriosklerose und die Nebenwirkungen von Diabetes zu einer Störung der Blutzufuhr führen und in der Folge einen Einfluss auf das Hörvermögen haben. Auch ein sehr starker Schnupfen kann bleibende Hörschäden verursachen, beispielsweise dann, wenn Sie mit einer verstopften Nase in ein Flugzeug steigen. Druckveränderungen im Flugzeug können zu einem Barotrauma führen und so irreversible Schäden am Hörsystem verursachen.
Alltägliche Risikofaktoren für das Gehör
Eine ständige oder starke Lärmbeeinträchtigung ist schädlich für das Gehör und führt in vielen Fällen zu irreversiblen Hörschäden. Doch es gibt auch einige andere Risikofaktoren, durch die Ihr Hörvermögen beeinträchtigt werden kann. Neben chronischen Krankheiten, diversen Nebenwirkungen von Medikamenten und Wasser im Ohr, kann selbst eine Grippe oder eine zu hohe Dosis Aspirin zu einer meist vorübergehenden Schwerhörigkeit oder Taubheit führen. Da unser sensibles Hörsystem schnell beschädigt werden kann, ist es wichtig im Alltag darauf zu achten, möglichen Gefahren bereits im Vorfeld entgegenzuwirken z.B. mit einem Gehörschutz.
Auch im Alltag lauern Gefahren, die das Gehör nachhaltig beeinflussen können. Die Benutzung von Wattestäbchen kann zu einem verstopften Gehörgang führen. Lautes Musik hören über InEar-Ohrhörer kann eine lärmbedingte Schwerhörigkeit verursachen. Das Baden in verschmutztem Wasser (z.B. verunreinigtes Chlorwasser im Schwimmbad) kann eine Bade-Otitis hervorrufen, bei der sich der gesamte Gehörgang entzündet. Ein weiterer Risikofaktor ist das Rauchen. Da Rauchen eine arteriosklerotische Wirkung hat, können Gefäße im Ohr verstopfen und die Durchblutung des Innenohres beeinträchtigen. Auch Nichtraucher, die sich häufig in verrauchten Räumen aufhalten, können davon betroffen sein.