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Hörgeräte bei Tinnitus – Das müssen Sie wissen!
Tinnitus-Hörgeräte sind dafür entwickelt worden, nicht nur die Hörfähigkeit bei Schwerhörigkeit zu verbessern, sondern zeitgleich auch störende Ohrengeräusche zu minimieren. Diese Hörgeräte verfügen über Sonderfunktionen, die sich an die verschiedenen Lebenssituationen der betroffenen Person anpassen lassen und so dem Tinnitus entgegenwirken. Hält sich der Tinnitus-Patient beispielsweise in einer sehr ruhigen Umgebung auf, erzeugt das Hörgerät ein Gegengeräusch, das von den eigentlichen Ohrengeräuschen ablenkt.
Kann ein Hörgerät gegen Tinnitus helfen?
Ein Tinnitus-Gegengeräusch wird auch weißes Rauschen genannt und muss in Abstimmung mit dem Hörgeräteakustiker an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasst werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde hat vor einiger Zeit im Rahmen einer Studie festgestellt, dass ein Hörgerät vor allem dann sinnvoll ist, wenn der Tinnitus-Patient zugleich auch an einer Schwerhörigkeit leidet und es sich um einen chronischen Tinnitus handelt. Von einem chronischen Tinnitus spricht man dann, wenn die Ohrengeräusche länger als drei Monate bestehen.
So funktioniert ein Hörgerät bei einem Tinnitus
Sobald sich ein Tinnitus-Patient in einer sehr ruhigen Umgebung befindet, werden die Ohrengeräusche häufig deutlich stärker wahrgenommen. Genau hier kommt die erste Funktion des Hörgerätes zum Einsatz: Das Noiser-Programm. Das Hörgerät erzeugt dabei ein Gegengeräusch, um das Gehirn von dem Tinnitus abzulenken. Der Betroffene konzentriert sich automatisch auf das vom Hörgerät erzeugte Geräusch, wodurch das störende Piepen nach und nach immer weniger wahrgenommen wird. In einigen Fällen kann es vorkommen, dass der Patient das Hörgerät nach einiger Zeit nur noch selten tragen muss, da er den Tinnitus an sich fast kaum noch hört. Ein Hörgerät mit einer Noiser-Funktion eignet sich auch für Tinnitus-Patienten, die nicht zeitgleich auch an einer Schwerhörigkeit leiden.

Die zweite Funktion dieser speziellen Hörgeräte erzeugt ebenfalls ein weißes Rauschen, verstärkt dabei jedoch gleichzeitig auch die Sprachwahrnehmung. Ein Hörgerät mit dieser Funktion ist vor allem für Patienten gedacht, die an einem Tinnitus und zugleich auch an einer Schwerhörigkeit leiden. Das erzeugte Gegengeräusch muss jedoch von einem Hörgeräteakustiker exakt an die Bedürfnisse der betroffenen Person angepasst werden, sodass das Geräusch die Sprachwahrnehmung zu keiner Zeit negativ beeinflusst. Bei einem korrekt eingestellten Hörgerät wird der Tinnitus dann durch das leise Gegengeräusch unterdrückt und die Sprache soweit verstärkt, dass man den Gesprächspartner deutlich besser verstehen kann.
Bei dem dritten Programm handelt es sich um eine Sonderfunktion, die von dem Träger des Hörgerätes manuell zu- oder abgeschaltet werden kann. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn der Tinnitus kaum noch wahrgenommen wird oder zeitweise sogar komplett ausbleibt. In diesem Fall verstärkt das Hörgerät dann nur noch das Sprachverstehen. Sollten die Ohrengeräusche erneut auftreten, kann der Betroffene die Noiser-Funktion durch einen Schieberegler oder durch eine Fernbedienung direkt wieder einschalten – ohne dabei auf die Sprachverstärkung verzichten zu müssen.
Welche Hersteller gibt es und was kosten die Tinnitus-Hörgeräte?
Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es mehrere Hersteller, die spezielle Hörgeräte anbieten, die bei einer Tinnitus-Therapie eingesetzt werden können. Die verschiedenen Modelle unterscheiden sich meist in Form, Farbe und Preis, bieten jedoch faktisch alle dieselben Funktionen. Neben Siemens Healthcare und Audifon haben auch die Hersteller GN Resound, Phonak, Widex und Hansaton diese Kombigeräte im Angebot.

Die Kosten liegen, je nach Modell und gewünschter Ausstattung, bei 800 bis 2.500 Euro. Bei der Auswahl des passenden Hörgerätes sollte der Fokus jedoch nicht auf dem Preis liegen, sondern darauf, dass das Gerät alle Ansprüche der betroffenen Person voll und ganz erfüllt. Aus diesem Grund kann es vorkommen, das sich ein günstigeres Hörgerät deutlich besser eignet, als eines der teuren Modelle. Es empfiehlt sich in jedem Fall vor dem Kauf ein ausführliches Gespräch mit dem Hörgeräteakustiker zu führen und sich mehrere Modelle in Ruhe anzuschauen und auszuprobieren. Dabei gilt es auch auf den Tragekomfort zu achten, da man das Tinnitus-Hörgerät zum Teil auch über einen längeren Zeitraum tragen muss. Sobald man sich für ein Modell entschieden hat, muss das Hörgerät an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.
Diese Anpassung erfolgt ebenfalls bei einem Hörgeräteakustiker. Vor allem die Einstellung des Störgeräusches ist entscheidend. Das weiße Rauschen darf weder zu stark noch zu schwach sein und sollte bestenfalls als angenehm empfunden werden. Wichtig zu wissen: Der Tinnitus-Patient muss die Kosten für ein solches Gerät nicht komplett alleine tragen, da die gesetzlichen Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen eine Bezuschussung gewähren.
Tinnitus-Hörgeräte: Kostenübernahme durch die Krankenkasse
In vielen Fällen bezuschussen die gesetzlichen Krankenkassen den Kauf eines Tinnitus-Hörgerätes. Allerdings müssen dafür einige Voraussetzungen erfüllt werden. Zum einen muss der Krankenkasse eine Verordnung des HNO-Arztes und ein Kostenvoranschlag für das Hörgerät vorgelegt werden. Aus dem ärztlichen Artest muss zudem hervorgehen, dass es sich um einen chronischen Tinnitus handelt.

Wenn das Hörgerät nicht nur zur Unterdrückung der Ohrengeräusche, sondern ebenfalls bei einer Schwerhörigkeit eingesetzt werden soll, besteht darüber hinaus die Voraussetzung einer Hörgeräteversorgung. Alle Dokumente müssen vor dem Kauf des Hörgerätes bei der Krankenkasse eingereicht werden. Nachdem die gesetzliche Krankenkasse den Zuschuss bewilligt hat, steht dem Tinnitus-Patienten eine Zuzahlung von 317,45 Euro pro Ohr zu. Sollte der Hals-Nasen-Ohren Arzt ein Kombigerät verordnet haben, dass neben der Noiser-Funktion auch die Schwerhörigkeit verringert, erhöht sich der Zuschuss auf 571,42 Euro pro Ohr.
In beiden Fällen muss der Betroffene jedoch die gesetzliche Zuzahlung von 10 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen. Ebenso übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Ohrpassstücke, deren Preis bei rund 35 Euro liegt. Falls im späteren Verlauf weitere Anpassungen oder Reparaturen an dem Tinnitus-Hörgerät vorgenommen werden müssen, werden die Kosten dafür im Normalfall auch von der Krankenkasse übernommen.
Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Tinnitus
Laut aktuellen Erhebungen der Gesundheitskasse AOK hatte allein in Deutschland bereits jeder siebte Bundesbürger schon mindestens ein Mal Probleme mit einem Tinnitus. In den meisten Fällen verschwindet dieser nach einigen Stunden oder wenigen Tagen wieder von allein, ohne dass die betroffene Person einen Hals-Nasen-Ohren Arzt aufsuchen muss. Rund drei Millionen Deutsche leiden hingegen unter chronischen Ohrengeräuschen, die über einen Zeitraum von drei oder mehr Monaten ohne Unterbrechung bestehen. Der Tinnitus entwickelt sich in Deutschland mehr und mehr zu einer Art Volksleiden, da jährlich über 300.000 neue chronische Erkrankungen diagnostiziert werden. Die Medizinische Fakultät der Universitätsklinik Heidelberg hat vor kurzem belegen können, dass mehr als 80 Prozent der betroffenen Tinnitus-Personen unter einem chronischen Tinnitus leiden, ohne dies selber zu wissen.

Die Schwere der Ohrengeräusche ist ein weiterer interessanter Faktor. So konnten die Forscher der Uni Heidelberg feststellen, dass von den drei Millionen Menschen mit einem chronischen Tinnitus rund die Hälfte unter enorm starken Ohrengeräuschen leidet. Die Beeinträchtigung geht häufig soweit, dass für diese Personen ein normales Leben ohne medizinische Hilfe kaum noch möglich ist. Wie aus einer Studie des Wissenschaftlers Sergei Kochkin hervorgeht, sind besonders häufig Menschen in den Altersgruppen von 65 bis 74 und von 75 bis 84 Jahren von dieser starken Form des Tinnitus betroffen. Interessanterweise geht aus der Studie auch hervor, dass etwa 50 Prozent der 1,5 Millionen Menschen glauben, dass die ärztliche Hilfe nicht oder nur unzureichend anschlägt. Dazu muss man wissen, dass ein chronischer Tinnitus zum aktuellen Zeitpunkt als unheilbar gilt und nur mit einem Hörgerät effektiv behandelt werden kann.
Die störenden Ohrengeräusche sorgen nicht nur für einen deutlich erhöhten Stresspegel, sondern führen häufig auch zu Unwohlsein, negativen Gedanken und einer verspannten Körperhaltung. Ebenso können sich die von einem chronischen Tinnitus betroffenen Personen nur noch unter Anstrengung konzentrieren, besonders bei Gesprächen mit anderen Menschen. Hinzukommt, dass das eingeschränkte Sprachverständnis zur Folge hat, dass sich Tinnitus-Patienten häufig aus dem sozialen Leben zurückziehen. Ein weiteres Problem entsteht, sobald sich die Betroffenen in einer sehr ruhigen Umgebung befinden. Vollkommene Stille wird als äußerst unangenehm empfunden. Damit einher geht auch ständige Schlaflosigkeit.
Koffein und Tinnitus
Einige Tinnitus-Patienten berichten von einer Besserung der Symptome, wenn sie weniger Koffein zu sich nehmen. Die Forschung konnte bisher jedoch nicht beweisen, dass ein Verzicht auf Koffein Tinnitus-Geräusche reduziert. In einer Studie mit Frauen wurde sogar festgestellt, dass Frauen mit hohem Kaffeekonsum seltener an Tinnitus erkranken. Dies deckt sich mit den Ergebnissen einer früheren Studie, die darauf hinwies, dass „Koffeinabstinenz“ eine unwirksame Behandlung für Tinnitus ist. Der Entzug von Koffein kann belastend, stressauslösend und Tinnitus verstärkend wirken. Es wurden keine Beweise gefunden, die eine Koffeinabstinenz zu Linderung von Tinnitus beiträgt. Die Auswirkungen von Koffeinentzug kann dagegen die Belastung durch einen Tinnitus sogar noch verstärken.
Frauen sind häufiger von Tinnitus betroffen
Eine Untersuchung der AOK aus dem Jahr 2012 zeigt, dass in nahezu allen Altersgruppen Frauen deutlich häufiger an einem Tinnitus erkranken als Männer. Diese Studie bezieht sich zwar nur auf die beiden Bundesländer Thüringen und Sachsen, die Ergebnisse lassen sich jedoch auch auf die anderen Bundesländer verallgemeinern. Aus der AOK-Analyse geht hervor, dass in der Altersgruppe zwischen 70 und 79 Jahren die meisten Tinnitus-Patienten vorkommen: 8.291 Männer und 12.614 Frauen. Im Alter von 60 bis 69 Jahren sind es hingegen 6.363 Männer und 7.060 Frauen, während sich die Anzahl der Betroffenen in der Altersgruppe von 80 bis 89 Jahren am deutlichsten verändert. Hier sind es 3.311 Männer und 8.162 Frauen.

Die Gründe warum Frauen derart häufig von einem Tinnitus betroffen sind, gehen aus der AOK Studie nicht hervor. Klaus M. Hocker, der Autor des Buches „Tinnitus: Ursachen und Behandlung von Ohrgeräuschen“, geht jedoch davon aus, dass Frauen aufgrund ihrer höheren Empfindsamkeit empfänglicher für Tinnitus-Symptome sind. Zu dieser These gibt es bisher keine weiteren Studien, die die Vermutung bestätigen oder wiederlegen. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass es keine typischen Tinnitus-Patienten gibt, da sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters zu jeder Zeit an einem Tinnitus erkranken können. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit mit zunehmenden Alter deutlich an.
Gibt es zuzahlungsfreie Hörgeräte für an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit und Tinnitus? Welches Gerät können Sie empfehlen?
Mit freundlichen Grüßen
Harry Leisegang