Power-Hörgeräte bei hochgradiger Schwerhörigkeit und starkem Hörverlust
Hörverlust und Schwerhörigkeit tritt häufig auf und betrifft mehr als 19% aller Deutschen ab 14 Jahre. In den meisten Fällen handelt es sich um einen milden Hörverlust. Aber mehr als zwei Millionen Deutsche leiden an einer Schwerhörigkeit, der laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schwerwiegend oder hochgradig ist.
Was ist schwere oder hochgradige Schwerhörigkeit?
Laut WHO ist eine Schwerhörigkeit schwerwiegend, wenn das leiseste Geräusch, das Sie mit Ihrem besseren Ohr hören können, zwischen 60 und 80 Dezibel liegt. Es müssen mindestens 80 Dezibel sein, damit eine Schwerhörigkeit als hochgradig eingestuft wird. In Deutschland wird häufig eine strengere Definition verwendet, so dass jemand, der einen Ton von weniger als 90 Dezibel nicht hört, als hochgradig oder an Taubheit grenzend schwerhörig eingestuft wird.

Bei beiden Definitionen hören Betroffene mit diesem starkem Hörverlust die meisten alltäglichen Geräusche nicht ohne Verstärkung. Betroffene hören nur laute Geräusche z.B. eine Krankenwagensirene mit 100 Dezibel, wenn das Autofenster geöffnet ist. Menschen mit starkem Hörverlust können keine Geräusche mit einer Lautstärke von unter 90 Dezibel hören. Gewöhnliche Gespräche liegen in der Regel bei etwa 60 Dezibel.
Ein schwerwiegender Hörverlust ist in der Regel auf einen Geburtsfehler oder eine Krankheit oder Verletzung zurückzuführen, nicht also auf das Alter. Viele Menschen in dieser Gruppe lesen Lippen oder sprechen Gebärdensprache, da sie normalerweise keine Sprache hören. Menschen mit starker oder hochgradiger Schwerhörigkeit können am besten von sogenannten Power- oder Super-Power HdO Hörgeräten profitieren.
Super Power Hinter-dem-Ohr Hörgeräte
Alle großen Hörgerätehersteller bieten „Power“ oder „Super Power“ Hörgeräte für Erwachsene und Kinder an. Diese Hörgeräte sind etwas größer als Standard-Modelle, weil sie mehr Schaltkreise enthalten, und meist nur in der HdO-Bauform erhältlich.

Power-Hörgeräte für schwere Hörschäden sind allerdings in den letzten Jahren kleiner geworden und können sogar von Babys getragen werden. Sie werden normalerweise mit einer 675 Batterie oder der kleineren 13 Batterie betrieben und liegen hinter dem Ohr (bekannt als HdO). Sie sind an einem speziell angepassten Ohrpass-Stück befestigt, so dass sie nicht herunterfallen können.

Hörgeräte, die in das Ohr eingeführt werden (bekannt als IdO-Hörgeräte), können die Verstärkerleistung, die für Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit notwendig ist, nicht erfüllen. Wenn Sie einen schweren Hörverlust haben, besteht die wichtigste Aufgabe Ihres Audiologen darin, sicherzustellen, dass der Ton laut genug ist, damit Sie ihn hören können, aber nicht so laut, dass er Ihr natürliches Gehör schädigt.
Nachdem Ihr Hörgerät beim Hörgeräteakustiker programmiert wurde, wird es von Ihrem Akustiker auf Sicherheit und genaue Verstärkung geprüft. Keine Sorge: Der Test ist nicht unangenehm und kann Ihr Gehör nicht schädigen. Während Sie Ihr Gerät tragen, steckt Ihr Audiologe ein Mikrofon in Ihren Gehörgang und misst die Leistung des Geräts. Ein Betroffener könnte tolerant gegenüber einem Dezibelwert sein, der eigentlich schädlich ist. Deshalb misst der Akustiker das Signal, anstatt Sie zu fragen, wie es sich anhört.
Ein gutes Ohrpassstück ist der Schlüssel
Die nächste wichtige Aufgabe besteht darin, Rückkopplung zu minimieren, d.h das Pfeifen, das entsteht, wenn verstärkter Schall aus dem Ohr austritt, das Hörgerätemikrofon erreicht und erneut verstärkt wird. Die Rückkopplungsunterdrückung in Power-Hörgeräten ist ausgefeilt und besser als je zuvor. Ein loses und nicht fest sitzendes Ohrpassstück kann aber dennoch zu vermehrten Rückkopplungen führen. Ohrpassstücke müssen also sorgfältig angepasst werden.
Ihr Audiologe verwendet in der Regel Silikon, um eine exakte Form Ihres Ohrs zu erstellen. Kinder brauchen neue Ohrpassstücke, wenn ihre Ohren wachsen. Audiologen werden in fünf oder zehn Jahren das Ohr wahrscheinlich per Ultraschall scannen können, um die Passform noch präziser zu machen. Derzeit ist das bereits möglich, die Ausrüstung aber noch teuer. Der Preis wird mit der Zeit sinken, so das es in Zukunft Standard werden dürfte.

Ihr Hörgeräteakustiker ist möglicherweise auch in der Lage, höhere Tonhöhen, die in der Regel schwerer zu hören sind, in einen für Sie hörbaren Bereich zu verschieben. Dieser Vorgang wird als „Frequenzverringerung“ bezeichnet. Bei der Auswahl eines Power-Hörgerätes berücksichtigen Sie und Ihr Akustiker, wie viel Leistung es bietet, wie gut es die Rückkopplung steuert und welche Technologien es verwendet.
Einige Power-Hörgeräte verfügen über zwei oder drei Mikrofone, mit denen Sie Geräusche aus verschiedenen Richtungen unterscheiden können. Eine Telefonspule verbindet das Hörgerät mit einem Audiosystem, das in vielen Theatern, Kirchen, Flughäfen und an großen Veranstaltungsorten zu finden ist. Die meisten Power-Hörgeräte weisen diese wichtigen Eigenschaften auf. Daher können Sie auch berücksichtigen, wie feuchtigkeits- oder staubanfällig sie sind, wie lange die Garantie ist und wie viele Reparaturen in der Regel durchgeführt müssen.

Für manche Menschen sind Power-Hörgeräte möglicherweise nicht die beste Behanldungsoption. Andere Behandlungen für Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit und starkem Hörverlust sind knochenverankerte Hörsysteme oder Cochlea-Implantate.
Unterstützende Technologien zusätzlich zum Hörgerät
Um in einer lauten Umgebung gut zu hören, kann ein zusätzliches Mikrofon in der Nähe des gewünschten Tons nützlich sein, das die Signale automatisch an das Hörgerät überträgt. Ein Beispiel dafür ist, ein externes Mikrofon auf dem Tisch des Lehrers in der Schule.

Power-Hörgeräte können drahtlos mit Smartphones verbunden werden, aber Menschen mit schwerer bis hochgradiger Schwerhörigkeit benötigen möglicherweise ein Telefon mit automatischer Untertitelung. In staatlichen Förderprogrammen können Sie möglicherweise ein solches Smartphone kostenlos erhalten. Videoanwendungen wie FaceTime, Facebook Messenger und Skype ermöglichen es Ihnen, die Mimik zu sehen und Lippen zu lesen. Einige Telefon-Apps und die App „Live Transcribe“ von Google bieten auch Bildunterschriften.
Viele neue Apps können Ihr Smartphone in ein benutzerdefiniertes Alarmsystem verwandeln oder zusätzliche Hilfestellungen bieten. „Tunity“ scannt einen Fernsehbildschirm und überträgt den verstärkten Ton auf Ihre Kopfhörer oder Bluetooth Hörgeräte. „Ava“ oder „Live Transcribe“ von Google transkripieren gesprochene Sprache in Live-Gesprächen und stellen Untertitel zum besseren Verständnis zur Verfügung.

Ihr Smartphone kann Ihnen Textnachrichten senden, vibrieren, ein Licht blinken lassen oder ein Geräusch von sich geben, wenn es mit technischen Geräten in Ihrem Haushalt wie Rauchmelder, Türklingel, Fesetztelefon oder Ihrem Wecker im gleichen Wlan-Netzwerk verbunden ist und eine Information von diesen Geräten empfängt. Zudem können Sie die Funktionen Ihres Hörgeräts mit FM-Systemen oder einem Vibrationsalarm für Bettschüttler erweitern.

Sprechen Sie mit Ihrem Hörgeräteakustiker über diese Zusatzgeräte. Identifizieren Sie Situationen, in denen Sie Schwierigkeiten haben gut zu hören, und beschreiben Ihre aktuellen Lösungen Ihrem Akustiker. Ihr Audiologe kann die Programmierung Ihres Hörgeräts variieren, es auf unterschiedliche Umgebungen einstellen und Ihnen beibringen, wie Sie die Funktionen verwenden müssen, damit Ihr Hörgerät optimal für Sie funktioniert.
Bei jeder Art von Schwerhörigkeit ist eine gute Behandlung des Hörproblems der Schlüssel. Unser umfangreiches Online-Verzeichnis mit Hörgeräteakustikern aus ganz Deutschland ist ein guter Ort, um Ihren Weg zu einem besseren Hören zu beginnen.