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Schwerhörigkeit und das Gehirn: Ein unbehandelter Hörverlust verändert das Gehirn
Wenn wir an das Wort „Reorganisation“ denken, assoziieren wir es normalerweise nicht mit dem Gehirn. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass genau das passiert, wenn wir anfangen, unser Gehör zu verlieren. Der Zusammenhang wirft ein neues Licht auf das Thema Hörverlust und Demenz und könnte langfristige Auswirkungen auf das Screening und die Intervention bei Hörverlust haben.
Das Gehirn ist ein sehr anpassungsfähiges Organ und kann sich bei Hörverlusten verändern, insbesondere bei lang anhaltenden unbehandelten Hörverlusten. Wenn das Gehirn nicht ausreichend mit akustischen Informationen versorgt wird, kann es beginnen, sich an die reduzierten akustischen Eingänge anzupassen. Dies kann dazu führen, dass das Gehirn beginnt, Signale aus anderen Sinnesmodalitäten, wie z.B. die visuelle Wahrnehmung, zu verwenden, um fehlende akustische Informationen zu kompensieren.
Dieser Prozess wird als neuroplastische Anpassung bezeichnet und kann bei länger andauerndem Hörverlust zu einer Umverteilung der neuronale Aktivität im Gehirn führen. Dies kann Auswirkungen auf die Sprachverarbeitung, das räumliche Hören und die Kognition haben. Einige Studien haben gezeigt, dass eine frühzeitige Behandlung von Hörverlusten dazu beitragen kann, die Auswirkungen auf das Gehirn zu minimieren. Hörgeräte oder andere Hörhilfen können dazu beitragen, die akustischen Signale wiederherzustellen und dem Gehirn die notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen, um eine normale neuronale Aktivität aufrechtzuerhalten.
Wenn ein Hörverlust nicht behandelt wird, kann dies auch zu sozialer Isolation, Depression und anderen psychischen Problemen führen, die sich wiederum auf das Gehirn auswirken können. Es ist daher wichtig, Hörverluste frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen, um mögliche Auswirkungen auf das Gehirn zu minimieren.
Studie zu den Auswirkungen von Hörverlust auf das Gehirn
Die Studie, die an der Fakultät für Sprach- und Hörwissenschaften der Universität von Colorado durchgeführt wurde, untersuchte, welche Rolle Neuroplastizität bei der Anpassung des Gehirns nach einem Hörverlust spielt. Der Begriff Neuroplastizität beschreibt Prozesse wie sich das Gehirn im Laufe des Lebens durch die Bildung neuer Neuronenverbindungen organisiert. Die Studie versuchte, zwei Fragen zu beantworten: Wie passt sich das Gehirn an eine Schwerhörigkeit an und was sind die daraus resultierenden Auswirkungen?
Neuroplastizität ist eine Fähigkeit des Gehirns, sich in jedem Alter zu verändern. Früher betrachtete die Wissenschaft das Gehirn als statisch und unfähig zur Veränderung. Heute wissen Wissenschaftler, dass dies nicht der Fall ist. Bei einer Schwerhörigkeit kann sich der Teil des Gehirns, der für das Hören zuständig ist, tatsächlich reorganisieren, d.h. anderen Funktionen zugewiesen werden.
Die Teilnehmer der Studie waren Erwachsene und Kinder mit unterschiedlich starkem Hörverlust. Einige hatten nur einen leichten Hörverlust, während andere stark hörgeschädigt oder taub waren. Mit bis zu 128 Sensoren, die an der Kopfhaut jedes Probanden angebracht waren, erstellte das Forscherteam EEG-Aufzeichnungen, um die Gehirnaktivitäten als Reaktion auf Schallstimulation zu messen. Auf diese Weise konnten sie verstehen, ob Menschen mit unterschiedlich starkem Hörverlust anders reagieren als Menschen mit normalem Gehör.
Die Forscher fanden heraus, dass bei einem Hörverlust Bereiche des Gehirns, die für andere Sinne wie Sehen oder Tasten zuständig sind, plötzlich auch beim Hören aktiv werden. Dies ist ein Phänomen, das als cross-modale kortikale Reorganisation bezeichnet wird und die Neigung des Gehirns widerspiegelt, den Verlust eines Sinne zu kompensieren. Eine Folge dieser Reorganisation können starke Ermüdungserscheinungen sein. Im Wesentlichen passt sich das Gehirn damit an eine Schwerhörigkeit an, indem es sich selbst neu organisiert. Es handelt sich um eine Art Neuorganisation, die jedoch nachteilige Auswirkungen auf das Denken haben kann.
Ein unbehandelter Hörverlust verändert das Gehirn
Schon frühe Stadien einer Schwerhörigkeit können zu einem kognitiven Verfall führen. Eine frühe Behandlung des Hörverlusts ist für die Aufrechterhaltung von kognitiven Strukturen unerlässlich. Hirnareale, die für das Denken auf höheren Ebenen zuständig sind, übernehmen die Funktionen von schwächeren Bereichen und versuchen den Hörverlust und seine Folgen zu kompensieren. Sie springen ein und übernehmen im Wesentlichen das Hören, so dass sie für ihre primäre Aufgabe nicht mehr oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Tatsächlich zeigte eine kürzlich in Frankreich durchgeführte Studie, die ältere Menschen mit Cochlea-Implantaten untersuchte, dass sich die kognitiven Fähigkeiten mit zunehmendem Sprachverstehen verbesserten.
Die Hörbereiche des Gehirns schrumpfen bei einer altersbedingtem Schwerhörigkeit. Zentren des Gehirns, die typischerweise für die Entscheidungsfindung auf höherer Ebene zuständig sind, werden dann nur noch durch Hörgeräusche aktiviert. Diese kompensatorischen Veränderungen erhöhen die Gesamtbelastung des Gehirns alternder Erwachsener. Die kompensatorische Reorganisation des Gehirns als Folge einer Schwerhörigkeit könnte auch ein Risikofaktor für Demenz sein. Neuere Studien zeigen, dass altersbedingte Schwerhörigkeit signifikant mit Demenz zusammenhängt.
Eine Reorganisation des Gehirns könnte erklären, warum altersbedingte Schwerhörigkeit so stark mit Demenz korreliert ist. Bereits in frühen Stadien eines Hörverlusts beginnt das Gehirn, sich neu zu organisieren. Wenn man frühzeitig interveniert, können langfristige Probleme vermieden werden. Studien haben gezeigt, dass unbehandelter Hörverlust bei Erwachsenen mit einem Rückgang der grauen Hirnsubstanz (GHS) im Vergleich zu Personen ohne Hörverlust verbunden sein kann. Graue Hirnsubstanz bezieht sich auf Bereiche des Gehirns, die hauptsächlich aus Nervenzellkörpern bestehen und wichtige Funktionen wie Sehen, Hören, Bewegungskontrolle, Emotionen und Gedächtnis steuern.
Wenn das Gehirn aufgrund von Hörverlust nicht ausreichend mit akustischen Informationen versorgt wird, kann dies dazu führen, dass die neuronale Aktivität in den betroffenen Bereichen des Gehirns abnimmt, was zu einer Atrophie der grauen Hirnsubstanz führen kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Behandlung von Hörverlust, z.B. durch Hörgeräte, dazu beitragen kann, den Rückgang der grauen Hirnsubstanz zu verlangsamen oder sogar umzukehren. Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass ältere Erwachsene, die Hörgeräte trugen, eine größere GHS aufwiesen als ältere Erwachsene mit Hörverlust, die keine Hörgeräte trugen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass weitere Forschung erforderlich ist, um den Zusammenhang zwischen Hörverlust, grauer Hirnsubstanz und Behandlung von Hörverlust besser zu verstehen. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihres Hörvermögens haben, wenden Sie sich an einen Facharzt, um eine angemessene Untersuchung und Behandlung zu erhalten.
Hörgeräte verringern das Risiko für Demenz und kognitiven Verfall
Es gibt Hinweise darauf, dass Hörgeräte das Risiko für Demenz und kognitiven Verfall verringern können, insbesondere bei älteren Erwachsenen mit Hörverlust. Eine Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass ältere Erwachsene, die Hörgeräte trugen, ein geringeres Risiko für Demenz und kognitiven Verfall hatten als ältere Erwachsene mit Hörverlust, die keine Hörgeräte trugen.
Es wird angenommen, dass der Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz auf die Auswirkungen zurückzuführen ist, die Hörverlust auf das Gehirn haben kann. Wenn das Gehirn nicht ausreichend mit akustischen Informationen versorgt wird, kann dies dazu führen, dass das Gehirn beginnt, sich an die reduzierten akustischen Eingänge anzupassen, was zu einer Umverteilung der neuronale Aktivität im Gehirn führen kann. Diese Veränderungen im Gehirn können wiederum zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.
Schwerhörigkeit ist eine der häufigsten Erkrankungen, von denen ältere Erwachsene besonders betroffen sind. Jeder dritte Mensch im Alter zwischen 65 und 74 Jahren hat einen gewissen Grad an Hörverlust. Bei den über 75-Jährigen steigt die Zahl auf fast 50 Prozent. Weniger als 25 Prozent der Menschen, die Hörgeräte benötigen, tragen diese auch tatsächlich. Die durchschnittliche Zeit, die jemand mit Hörverlust wartet, bis er sich in Behandlung begibt, beträgt sieben Jahre, was einen enormen Zeitraum des kognitiven Verfalls darstellt, der leicht zu verhindern wäre.
Hörgeräte können dazu beitragen, das Gehirn wieder mit ausreichend akustischen Informationen zu versorgen, um diese Veränderungen zu minimieren oder zu verhindern. Durch die Wiederherstellung des Hörvermögens kann das Gehirn wiederum aktiver bleiben und den Verlauf von Demenz und kognitivem Verfall möglicherweise verlangsamen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass weitere Forschung erforderlich ist, um den genauen Zusammenhang zwischen Hörgeräten und Demenz und kognitivem Verfall zu verstehen. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihres Hörvermögens oder kognitiven Verfalls haben, wenden Sie sich an einen Facharzt, um eine angemessene Untersuchung und Behandlung zu erhalten.
Wenn Sie glauben, dass Sie möglicherweise einen Hörverlust haben, vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem örtlichen Hörgeräteakustiker. Um einen Akustiker in Ihrer Nähe zu finden, können Sie auch unserer Online Verzeichnis nutzen. Die Behandlung einer Schwerhörigkeit ist wichtig für Ihre allgemeine Gesundheit. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Sprache oder Gespräche zu verstehen, kann ein Besuch beim Audiologen hilfreich sein.
Schwerhörigkeit verringert die graue Hirnsubstanz
Eine Hirnatrophie oder zerebrale Atrophie bezeichnet den allmählichen Verlust von Hirnsubstanz und findet statt, wenn die Verbindungen zwischen den Zellen im Gehirn beschädigt sind oder die Zellen im Allgemeinen verloren gehen. Dieser Zustand kann durch eine Reihe von Faktoren verursacht werden, darunter Alzheimer, Multiple Sklerose, Zerebralparese, Chorea Huntington und Epilepsie. Sie kann aber auch auf das hohe Alter zurückgeführt werden. Diese Art von Hirnschaden verschlimmert sich typischerweise mit der Zeit. Die Erkrankung variiert bei jedem Menschen je nach Ort, Ursache und Art der Atrophie. Bei Menschen mit Hörverlust kann sich eine Hirnatrophie schwerwiegender entwickeln als bei Personen mit normalem Gehör.
Laut einer Studie, die in der Zeitschrift „The Journal of Neuroscience“ veröffentlicht wurde, weisen Menschen mit Hörverlust eine geringere Dichte der grauen Substanz in den Hörbereichen des Gehirns auf, was ein Beweis dafür ist, dass das Gehirn Strukturen abbaut, wenn Sie nicht mehr genutzt oder gebraucht werden. Während sich viele Menschen der Notwendigkeit von Hörgeräten für das Sprachverstehen bewusst sind, sind diese Geräte auch wichtig für die geistige Gesundheit.
Da das Hörvermögen mit dem Alter abnimmt, dient eine Intervention mit Hörgeräten nicht nur der Verbesserung des Hörvermögens, sondern auch der Erhaltung des Gehirns. Menschen mit Hörverlust hören anders und müssen sich mehr anstrengen, um komplexe Sätze zu verstehen. Mit der Studie fanden Forscher heraus, dass Menschen mit Hörverlust im Vergleich zu anderen eine geringere Hirnaktivität aufweisen, wenn sie sich auf komplexe Sätze konzentrieren. Zudem wiesen Hirnregionen, die für die Hörreaktion verantwortlich sind, weniger graue Substanz auf, was beweist, dass Menschen mit Hörverlust eine beschleunigte Hirnatrophie erleben können. Da eine Hirnatrophie die Geschwindigkeit beeinflusst, mit der das Gehirn Sprache verarbeitet, können diese beiden Probleme miteinander zusammenhängen.
Hirnatrophie, Schwerhörigkeit, Hören und das Gehirn
Hirnatrophie bezieht sich auf den Verlust von Gehirnvolumen oder -masse, der durch eine Vielzahl von Faktoren wie Alterung, Krankheit, Verletzung und Hörverlust verursacht werden kann. Bei Schwerhörigkeit kann es zu einer Atrophie in bestimmten Teilen des Gehirns kommen, insbesondere in Bereichen, die für das Hören und die Verarbeitung von Sprache und Kognition wichtig sind. Es gibt viele Symptome, die auf eine Hirnatrophie hindeuten, und das gesamte Gehirn oder nur einen Teil des Organs betreffen können. Dazu zählt Demenz, Gedächtnisverlust, mangelnde motorische Kontrolle, Anfälle oder Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Lesen. Es gibt jedoch auch allgemeine Anzeichen einer Hirnatrophie, die täglich oder nur von Zeit zu Zeit auftreten.
Dazu gehören Veränderungen der Stimmung, der Persönlichkeit oder des Verhaltens, Desorientierung, Lernbeeinträchtigungen, Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten beim Urteilsvermögen oder abstraktem Denken sowie Herausforderungen beim Verstehen und Denken. Da bei einer Hirnatrophie Gehirnzellen verloren gehen oder geschädigt werden, gibt es keine Behandlung zur Heilung dieser Erkrankung. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den Schaden zu verlangsamen und die körperlichen Fähigkeiten zu verbessern, die durch eine Hirnatrophie behindert werden. Die Auswirkungen einer Hirnatrophie können durch den Einsatz von Hörgeräten und durch einen aktiven, gesunden Lebensstil reduziert werden.
Wenn das Gehirn aufgrund von Schwerhörigkeit nicht ausreichend mit akustischen Informationen versorgt wird, kann dies dazu führen, dass die neuronale Aktivität in den betroffenen Bereichen des Gehirns abnimmt, was zu einer Atrophie führen kann. Dies kann wiederum Auswirkungen auf das Hörvermögen und die kognitive Leistungsfähigkeit haben. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine frühzeitige Behandlung von Schwerhörigkeit dazu beitragen kann, den Rückgang der Hirnvolumen zu verlangsamen oder sogar umzukehren. Hörgeräte oder andere Hörhilfen können dazu beitragen, die akustischen Signale wiederherzustellen und dem Gehirn die notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen, um eine normale neuronale Aktivität aufrechtzuerhalten.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass das Gehirn ein sehr anpassungsfähiges Organ ist und dass sich seine Struktur und Funktion bei einer frühzeitigen Behandlung von Schwerhörigkeit wieder verbessern kann. Es ist jedoch noch weitere Forschung erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit, Hirnatrophie und Behandlung von Schwerhörigkeit besser zu verstehen. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihres Hörvermögens haben, wenden Sie sich an einen Facharzt, um eine angemessene Untersuchung und Behandlung zu erhalten.