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Tinnitus Klangtherapie: Behandlung und Erfahrungen bei Ohrgeräuschen

Über 10 Millionen Deutsche leiden an einem neurologischen Zustand, der als Tinnitus bezeichnet wird. Sie hören Klingeln, Summen, Zischen oder Pfeifen, obwohl objektiv keine Geräusche vorhanden sind. Bei mehr als 4 Millionen Menschen in Deutschland ist der Tinnitus chronisch. Tinnitus ist eines der häufigsten Gesundheitsprobleme weltweit.

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Manche erleben ein zischendes Geräusch in den Ohren. Andere ein pfeifendes oder piepsendes Geräusch. Einige Betroffene beschreiben ihre Symptome einfach als Phantomgeräusche und hören das Klingeln, Zischen oder Rauschen nur, wenn sie sich in einer ruhigen Umgebung befinden. Wenn andere Geräusche vorhanden sind, wird der Tinnitus überdeckt.

Tinnitus bei FrauFoto: © Toa55 / Shutterstock

Leider gibt es Millionen von Menschen, die ihren Tinnitus ständig hören, unabhängig von der Lautstärke der Hintergrundgeräusche in ihrer Umgebung. Obwohl es derzeit kein anerkanntes Heilmittel gibt, so gibt es dennoch viele Wege, die Symptome zu lindern.

Klangtherapie ist eine etablierte Behandlungsmöglichkeit, um Betroffenen bei der Bewältigung der Erkrankung und der Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit zu helfen.

Wie funktioniert die Tinnitus Klangtherapie?

Die Tinnitus Klangtherapie verwendet einen Prozess, der als Gewöhnung (Habituation) bekannt ist, um die Art und Weise zu trainieren, wie das Gehirn Tinnitus interpretiert. Im Wesentlichen lernt das Gehirn, den unerwünschten Klang als etwas Neutrales oder Unwichtiges zu klassifizieren.

Phonak Tinnitus AppTinnitus Balance App | Foto: © Phonak

Wenn Sie z.B. in der Wildnis campen oder in der Natur neben einem Weizenfeld entlang spazieren gehen, hören Sie Geräusche, die genau wie Ihr Tinnitus klingen. Sie hören ein Summen, Zischen oder Grillen. Der Unterschied ist jedoch, dass diese Geräusche eine andere Bedeutung haben. Sie signalisieren keine Gefahr. Der Tinnitus dagegen signalisiert ihrem Gehirn eine Bedrohung, die er nicht ignorieren kann. Wenn der Klang konstant wird und Ihr Gehirn nicht klassifizieren kann, woher er kommt, wird der Tinnitus-Klang störend und zum Problem.

Die Klangtherapie hilft Betroffenen, den Klang zu „vergessen“. Das mag schwierig klingen, aber Ihr Gehirn vergisst „unbedeutende“ Klänge und Informationen, die ganze Zeit, permanent jeden Tag. Sie besitzen diese evolutionäre Fähigkeit zur selektiven Wahrnehmung also bereits. Es ist ähnlich wie, wenn Sie zum ersten mal eine Brille aufsetzen und Ihre Nase (Nervenenden) anfängt, Signale an das Gehirn zu senden, dass etwas störendes auf Ihrer Nase ist. Nach einer Weile neigen Sie dazu, nicht mehr über das Gefühl nachzudenken. Ja, Sie vergessen sogar, dass Sie eine Brille aufhaben.

Musiknoten Foto: © geralt / Pixabay

Es gibt verschiedene Methoden und Arten von Geräuschen (Maskierungstöne), die Ihnen bei der Bewältigung Ihres Tinnitus helfen können. Ein in Tinnitustherapie geschulter Audiologe kann zudem verschiedene Behandlungsmöglichkeiten mit Ihnen zusammen testen. Eine bewährte und empfehlenswerte Standard-Methode ist die Klangtherapie. Dabei wird ein entspannender, neutraler Klang ausgewählt – wie z. B. Meereswellen, Regen, weißes Rauschen oder Instrumentalmusik – und den ganzen Tag über als Hintergrundgeräusch abgespielt.

Nach einer Weile wird der Tinnitus mit diesem Geräusch assoziiert. Den Maskierungston z.B. Meeresrauschen „kennt“ unser Gehirn. Es kann diesen Ton klassifizieren, weiß wo er herkommt, was ihn verursacht und wir erleben Ihn als etwas entspannendes. Dieses Interpretationsmuster wird durch das zeitlich parallele Auftreten auf den Tinnitus übertragen (Konditionierung). Sie tricksen ihr Gehirn also im wahrsten Sinne des Wort aus. Das Gehirn sagt dann „es ist konstant, es ist bedeutungslos, es is keine Bedrohung, es ist nichts, worauf ich achten muss.“ Es ist im Wesentlichen eine sehr passive Form, eine Reaktion auf einen Reiz „zu löschen“.

Wie starte ich eine Tinnitus Klangtherapie?

Laden Sie sich zunächst eine kostenlose Tinnitus-App aus dem Google Play Store oder dem Apple Store herunter. Der Schlüssel ist, die Lautstärke nicht so hoch einzustellen, dass der Tinnitus-Sound übertönt wird.

Sie sollen den Tinnitus nicht durch eine hohe Lautstärke kurzfristig eliminieren. Das Ziel ist, das Gehirn neu zu programmieren bzw. darin zu trainieren, sich an den Tinnitus zu „gewöhnen“.

Tinnitus App ResoundTinnitus Relief von ReSound | Foto: © ReSound

Sie müssen das Tinnitus-Geräusch zusammen mit dem von Ihnen ausgesuchten Geräusch hören, um dem Gehirn dabei zu helfen, eine Verbindung zwischen beiden herzustellen. Beständigkeit und Häufigkeit sind zwei weitere Schlüssel zum Erfolg. Sie sollten den Ton mindestens vier Stunden am Tag, sowie im Schlaf abspielen.

Hörgeräte und andere Hilfsmittel zur Klangtherapie

Klangtherapie selbst ist nicht teuer. Ihr Audiologe kann Ihnen jedoch auch Hörgeräte empfehlen. Hörgeräte verstärken externe Umgebungsgeräusche und bieten Ihrem Nervensystem mehr Klang (mehr Informationen) zum Verarbeiten an. Wenn Sie dem Gehirn mehr auditive Reize zuführen, kann dies die Wahrnehmung von Tinnitus verringern.

ReSound Linx 2 Hörgerät Foto: © ReSound

Denken Sie daran, dass ein Tinnitus oft ein Frühwarnsignal dafür ist, dass eine Person eine Schwerhörigkeit entwickelt. Die sofortige Behandlung des Hörverlusts kann dazu beitragen, den Tinnitus zu minimieren.

Viele Hörgeräte sind mit integrierten Tinnitus-Funktionen ausgestattet, weil die Phänomene Tinnitus und Schwerhörigkeit häufig zusammen auftreten. Ihr Audiologe oder Hörgeräteakustiker kann die Tinnitus-Funktionen an Ihrem Hörgerät für Sie einstellen.

Ist eine Tinnitus Klangtherapie für jeden geeignet?

Fast jeder, der an einem „subjektiven“ Tinnitus leidet, ist ein guter Kandidat für eine Klangtherapie. Wenn es jedoch eine medizinische Ursache gibt z.B. Bluthochdruck, die einen „objektiven“ Tinnitus bedingt, muss ein Arzt diese beheben, damit der Tinnitus verschwindet. Wenn es keine medizinische Ursache gibt, kann jeder, für den der Tinnitus störend ist, eine Klangtherapie ausprobieren und für sich testen.

Musik Lautstärke Foto: © raphaelsilva / Pixabay

Neben Hörverlust kann Tinnitus auch durch eine Vielzahl von auditorischen oder medizinischen Problemen verursacht werden, darunter Verstopfungen im Mittelohr, Kopf- und Nackentrauma, Kiefergelenksstörung, Sinusdruck und barometrisches Trauma, Autoimmunerkrankungen und viele andere Ursachen. Klären Sie diese Ursachen durch Ihren Hausarzt oder HNO-Arzt ab, bevor Sie mit einer Klangtherapie beginnen.

Finden Sie einen Tinnitus-Spezialisten

Wenn Sie glauben, von einer Tinnitus Klangtherapie zu profitieren, vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Hausarzt oder HNO-Arzt. Sobald alle medizinischen Probleme ausgeschlossen sind, wenden Sie sich an einen Audiologen, der auf die Behandlung von Tinnitus spezialisiert ist.

Ohruntersuchung Foto: © Andrey_Popov / Shutterstock

Klangtherapie ist ein fortschrittliches Behandlungsprogramm, das am effektivsten ist, wenn es mit pädagogischer Beratung kombiniert wird. Es kann bis zu drei Monate dauern, bis Sie Veränderungen feststellen und bis zu einem Jahr, bevor der Tinnitus nicht mehr spürbar ist. Feiern Sie kleine Siege. Jeder kleine Fortschritt ist ein guter Fortschritt.

Fazit

Zwar wird nichts dieses unaufhörliche Klingeln oder Piepsen in Ihren Ohren heilen, aber es gibt Möglichkeiten, die Symptome zu behandeln und die negativen Auswirkungen des Tinnitus auf die Lebensqualität zu mindern. Eine Möglichkeit ist die Klangtherapie, die in Fachkreisen als eine der wirksameren Behandlungen von Tinnitus anerkannt ist. Bei der Klangtherapie werden Geräusche verwendet, um die Lautstärke oder die Protuberanz des Tinnitusgeräusches zu minimieren. Klangtherapien können aus tragbaren und nicht tragbaren Geräten bestehen.

Eine der besten Behandlungen ist, das Problem von vornherein zu vermeiden. Schützen Sie Ihr Gehör durch das Tragen von Ohrstöpseln, wenn Sie übermäßigem Lärm ausgesetzt sind. Vermeiden Sie es, Ihren MP3-Player bei voller Lautstärke zu hören. Gönnen Sie Ihren Ohren eine Pause, nachdem sie Lärm ausgesetzt waren. Schwerhörigkeit und Tinnitus aufgrund von übermäßiger Lärmbelastung sind oft nur vorübergehend, wenn Sie Ihren Ohren „Pausen“ gönnen. Wenn Ihre Ohren jedoch keine Ruhephasen erhalten und somit Hörschäden durch anhaltend laute Geräusche entstehen, kann Ihr Tinnitus chronisch werden.

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