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Schwerhörigkeit und Depressionen: Ein komplexer Zusammenhang
Menschen mit einer unbehandelten Schwerhörigkeit, haben ein höheres Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken. Die im November 2018 veröffentlichte Studie untersuchte mit Daten einer 2014 im Vereinigten Königreich durchgeführten Untersuchung den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und der Inanspruchnahme von psychologischen Gesundheitsdiensten.
Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und einer Reihe von psychischen Störungen wie Depression und Angststörungen.
Die Initiatoren der Studie, die 2018 im Journal of Public Health veröffentlicht wurde, wollten wissen, ob Menschen mit Schwerhörigkeit häufiger medizinische oder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen als Menschen ohne Schwerhörigkeit. Sie wollten zudem wissen, ob Hörgeräte den Bedarf an medizinischer und psychologischer Versorgung verringern, sowie das Auftreten von psychischen Erkrankungen minimieren.
Schwerhörigkeit beeinträchtigt die allgemeine Gesundheit
Die Studie konnte nicht direkt zeigen, das Schwerhörigkeit den Bedarf an einer medizinischen Versorgung erhöht. Es stellte sich jedoch heraus, dass Schwerhörigkeit mit Problemen in Bezug auf Kognition, Unabhängigkeit, Mobilität und Gedächtnis zusammenhängt, die den Bedarf an medizinischer Versorgung erhöhen. Die Studie konnte auch nicht feststellen, das Hörgeräte die Anzahl an Arztbesuchen direkt verringerte, stellte jedoch fest, dass Hörgeräte indirekt das Gedächtnis unterstützen und das psychische Wohlbefinden verbessern.
Eine unbehandelte Schwerhörigkeit kann Stürze, psychischen Stress, Depressionen, Demenz, soziale Isolation und Alzheimer verursachen oder verstärken. Andere Studien haben einen deutlicheren Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und einer verstärkten Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten gezeigt. Die Forschung in diesem Bereich ist noch lange nicht abgeschlossen. Vielen Menschen ist der Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand nicht bewusst.
Wenn Menschen über den Zusammenhang zwischen Demenz und Schwerhörigkeit aufgeklärt werden, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, sich gegen Hörverlust behandeln zu lassen und Hörgeräte richtig zu benutzen. Es führt auch dazu, die Auswirkungen der eigenen Schwerhörigkeit auf die allgemeine Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden besser zu verstehen.
Es ist schwierig, genau zu sagen, wie viel (zusätzliche) medizinisch-psychologische Versorgung auf Probleme zurückzuführen ist, die mit einer unbehandelten Schwerhörigkeit zusammenhängen. Frühere Studien haben wichtige Details wie den Schwergrad des Hörverlusts ausgelassen, und viele Arztbesuche entstehen als indirekte Folge einer Schwerhörigkeit. Zum Beispiel Stürze, die von der betroffenen Person nicht mit der Schwerhörigkeit in Verbindung gebracht werden. Arbeitsdruck und Stress kann es für Allgemeinmediziner zudem schwierig machen, Themen wie Schwerhörigkeit zu beachten, wenn sie mit anderen unmittelbareren gesundheitlichen Problemen konfrontiert werden.
Depression und Schwerhörigkeit
Depressionen werden häufig mit Hörverlust in Verbindung gebracht. Leider werden beide Zustände zu oft von Ärzten nicht erkannt oder nicht behandelt. Aber was wäre, wenn das nicht der Fall wäre? Könnte es für Millionen Menschen hilfreich sein, das Ärzte Patienten über den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Depressionen stärker aufklären? Die Ergebnisse einer neuen amerikanischen Studie haben nun die starke Korrelation zwischen psychischer Gesundheit und Hören bestätigt.
Es liegt auf der Hand, dass Depression und Schwerhörigkeit in einem engen Zusammenhang stehen. Menschen mit einem unbehandelten Hörverlust haben Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Menschen, was zu Stress, Müdigkeit und sozialer Isolation führen kann. Und soziale Isolation verursacht Depressionen, insbesondere bei älteren Erwachsenen. Bis vor kurzem konnte man jedoch nicht nachweisen, dass dies ein größeres Problem darstellt als bisher angenommen.
Eine Studie des NIDCD, einer staatlichen Einrichtung für Gesundheitsforschung in den USA, zeigt, dass mehr als 11 Prozent aller Hörgeschädigten ebenfalls an Depressionen leiden, im Gegensatz zu nur 5 Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Depressionen treten am häufigsten im Alter zwischen 18 und 69 Jahren auf. Es gibt einen signifikanten Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und mittelschwerer bis schwerer Depression. Die Studie macht dabei keine Aussagen zu den Ursachen oder die Wechselwirkungen des Zusammenhangs.
Schwerhörigkeit ist die dritt häufigste Erkrankung bei älteren Erwachsenen. Presbyakusis, die häufigste Form von Hörverlust, ist mit dem Altern verbunden und tritt allmählich auf. Die Erkrankung ist durch den Verlust von Konsonantentönen mit hohen Frequenzen und durch Schwierigkeiten beim Sprachverstehen mit Hintergrundgeräuschen gekennzeichnet. Zwischen 25 und 40 Prozent der über 65-Jährigen leiden an Schwerhörigkeit. Leider bleibt die Schwerhörigkeit bei den meisten Erwachsenen unentdeckt und unbehandelt.
Der Grund könnte sein, dass nur 9 Prozent der Internisten und Hausärzte ihren älteren Patienten Hörtests empfehlen. Selbst nach einem Hörtest lassen sich nur 25 Prozent, der Menschen mit diagnostizierten Hörverlust, behandeln oder ergreifen Maßnahmen, um Hörgeräte zu erhalten. Das der Prozentsatz so niedrig ist, ist bereits ein Ausdruck sozialer Isolation, denn wenn Kommunikation ein zentraler Bestandteil des Lebens wäre, würde man sich behandeln lassen.
Depressionen besser erkennen
Was kann also getan werden? Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Ärzte nicht nur Routine-Hörtests empfehlen, sondern sich auch mit den Symptomen von Depressionen vertraut machen und Patienten entsprechend untersuchen, insbesondere, wenn der Verdacht auf Schwerhörigkeit besteht.
Während einige Symptome von Depressionen wie Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit offensichtlicher sind, sind andere weniger bekannt, wirken sich jedoch genauso verheerend auf die Lebensqualität aus. Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit und der Verlust des Interesses an Hobbys können das tägliche Leben und das normale Funktionieren in einer Familie und in sozialen Gruppen beeinträchtigen. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Ärzten. Freunde und Familienmitglieder sollten ebenfalls auf Anzeichen einer Depression achten.
Wenn Patienten mit Schwerhörigkeit und Depressionen zur Behandlung an einen Psychologen überwiesen werden, kann dies dazu beitragen, dass sie wieder emotional Fuß fassen, sich wieder sozial engagieren und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität erleben.
Bei einer Person mit Depression, die durch eine zugrunde liegende Schwerhörigkeit verursacht oder verschlimmert wird, kann ein Hörtest vor der Verschreibung von Antidepressiva den Patienten helfen, unnötige Medikamente einzunehmen. Ein Hörtests kann also die Behandlung von Depressionen verändern. Umgekehrt sollten HNO-Ärzte, die einen Hörverlust diagnostizieren, auch das Thema Depression abklären, damit ein Patient, bei dem diese Symptome auftreten, eine medikamentöse oder therapeutische Behandlung bekommt.
Hörgeräte helfen bei psychischen Problemen
In der Studie wurden die Hörniveaus der Befragten gemessen und als gut, leicht bis mittelschwer, mittelschwer und mittelschwer bis schwer eingestuft. Ihre kognitiven Fähigkeiten und ihre geistige Gesundheit wurden ebenfalls gemessen. Innerhalb von zwei Wochen besuchten 1.426 von 8.073 Befragten einen Arzt. Von dieser Stichprobe gaben 45 Prozent an, psychisch krank zu sein. Ihr Hörverlust war zu 17 Prozent gering, zu 5 Prozent mittelschwer und zu 4 Prozent schwer.
Die Forscher stellten die These auf, dass die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten und das Vorhandensein psychischer Probleme teilweise mit der Isolation und Müdigkeit zusammenhängen, die Menschen mit Hörproblemen aufgrund ihrer Kommunikationsschwierigkeiten mit anderen Menschen empfinden.
Die Studie konnte einen Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Gedächtnisproblemen nachweisen. Gleichzeitig stellte sie fest, dass das Tragen eines Hörgeräts dazu beiträgt, diese Probleme sowie psychische Probleme wie Depressionen zu reduzieren. Das deutet darauf hin, dass Hörgeräte Menschen auf eine Weise helfen können, die über das Hören hinausgeht. Aus der Studie ging jedoch nicht hervor, wie verbreitet die Nutzung von Hörgeräten ist oder wie erschwinglich diese sind. Im Allgemeinen nutzen weniger als 30% der Menschen ab 65, die ein Hörgerät besitzen, dieses auch tatsächlich.
Die Autoren der Studie sagen, dass die indirekten und direkten Auswirkungen von Schwerhörigkeit auf die Gesundheitsversorgung weiter untersucht werden müssen. Ein unbehandelter Hörverlust hat eine versteckte, aber verheerende Auswirkung auf öffentliche Gesundheitssysteme. Wünschenswert wäre, das diejenigen, die unter Schwerhörigkeit leiden, die möglichen Auswirkungen besser kennen und so bessere Entscheidungen bei der Suche nach Hilfe treffen können.
Wenn Sie schwerhörig sind
Die vorgestellten Studien sind Belege, die zeigen, dass eine Schwerhörigkeit weitreichende Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit hat. Wenn Sie sich Sorgen über Ihren Hörverlust machen, suchen Sie am besten einen Hörgeräteakustiker auf, um eine grundlegende Bewertung Ihres Hörvermögens zu erhalten. Um einen Hörgeräteakustiker in Ihrer Gemeinde zu finden, können Sie auch unser Online-Verzeichnis nutzen.
Obwohl Depressionen weit verbreitet sind und häufig als Reaktion auf eine anhaltende Belastung auftreten, ist es möglich, das Risiko einer Depression zu minimieren. In erster Linie sollten Sie sich bei Verdacht einer Schwerhörigkeit so früh wie möglich an einen HNO-Arzt und Hörgeräteakustiker wenden. Studien zeigen, dass Menschen, die frühzeitig eine Behandlung in Anspruch nehmen, ein geringeres Risiko haben, eine Depression zu entwickeln.
Nach der Verschreibung eines Hörgeräts ist eine Anpassungsphase erforderlich, um sich an das neue Hörgerät zu gewöhnen. Ein vom Hörgeräteakustiker erstelltes Rehabilitationsprogramm hilft Ihnen dabei, sich schrittweise auf die neuen Klänge und Geräusche einzustellen. Es gibt auch viele Selbsthilfegruppen für Menschen mit Schwerhörigkeit. Selbsthilfegruppen können wertvolle Informationsquellen sein und Ihnen das Feedback geben, dass Sie mit dem, was Sie durchmachen, nicht alleine sind.
Es gibt zwar einen starken Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Depression, dieser muss aber nicht in jedem Einzelfall vorliegen. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, an Depressionen leiden, kann ein einfacher Hörtest den Verlauf der Erkrankung dramatisch verändern. Umgekehrt können Sie sich bei einer vorhandenen Schwerhörigkeit auch auf Depressionen untersuchen lassen. Eine Überweisung zur Behandlung kann dazu beitragen, Ihre Lebensqualität zu verbessern.