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Rezeptfreie Hörgeräte aus den USA
Seit der Markteinführung von rezeptfreien Hörgeräten in den USA Mitte Oktober gibt es eine erste Generation von Produkten auf dem Markt. Viele Hersteller scheinen den Anschluss zu verpassen, da sie nicht die richtige Kombination aus Funktionen, Formfaktor und Preis bieten, die für Verbraucher mit leichtem bis mittlerem Hörverlust attraktiv ist.Â
Der Markt für rezeptfreie Geräte ist neu und verändert sich schnell. Da neue Marktteilnehmer neue Technologien und Formfaktoren auf den Markt bringen, kann sich die Branche weiter entwickeln. Ich bleibe optimistisch, dass die Hersteller von rezeptfreien Hörgeräten die Herausforderung dieses neuen Marktes annehmen und Millionen von Menschen Zugang zu einem besseren Hörvermögen zu einem vernünftigen Preis verschaffen werden.
Der Markt für rezeptfreie Hörgeräte ist aktuell komplex. Obwohl er sich auf Erwachsene mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust fokussiert, variieren die Kaufentscheidungen wahrscheinlich stark, was meiner Meinung nach zu zwei unterschiedlichen Kundensegmenten führt.
In erster Linie preisorientiert: Dieses Segment besteht aus Erwachsenen mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust, die gerne ein traditionelles Hörgerät hätten, das von einem Hörgeräteakustiker angepasst wird, aber für die klassische Hörgeräte zu teuer sind. Sie wünschen sich ein einfaches, aber effektives Gerät, das in ihr Budget passt. Zu diesem Segment gehören wahrscheinlich auch Senioren mit altersbedingtem Hörverlust, die über eine kleine Rente verfügen.
Situationsbedingte Nutzer: Dieses Segment besteht aus Erwachsenen mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust, die kein Interesse an einem herkömmlichen Hörgerät haben, aber in bestimmten Situationen Unterstützung beim Hören benötigen. Sie betrachten das Produkt eher als elektronisches Accessoire denn als Hörgerät und wünschen sich daher etwas Unterhaltsames und Schickes, das sie bei Bedarf benutzen und bei Nichtgebrauch zu Hause oder in ihrer Handtasche lassen können.
Was macht ein gutes OTC-Hörgerät aus?
Unterschiedliche Produkte können verschiedene Verbrauchergruppen ansprechen, aber es gibt ein paar „Must-haves“. Im Folgenden verrate ich Ihnen meine Vorstellungen für ein erfolgreiches rezeptfreies Hörgerät. Stimmen Sie mir zu?
1. Die Geräte müssen modern aussehen
Die Geräte dürfen nicht wie die großen beigefarbenen Plastikhörgeräte aussehen, die häufig in den Medien gezeigt werden. Sie müssen modern und schlank sein. Es gibt eine Vielzahl von Bauformen – hinter dem Ohr, im Ohr oder Ohrstöpsel. Das äußere Erscheinungsbild der Geräte sollte zu der effizienten und leistungsstarken Elektronik im Inneren passen. Für den situativen Kunden sind OTC-Geräte eher ein „nice-to-have“ als ein „need-to-have“. Daher ist eine attraktive äußere Verpackung für diese Gruppe möglicherweise wichtiger.
2. Audio-Streaming ist ein Muss
Freiverkäufliche Hörgeräte ohne Bluetooth-Streaming sind zum Scheitern verurteilt, insbesondere im Segment junger Nutzer. Viele Menschen mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust nutzen bereits Bluetooth-Verbindungen mit anderen elektronischen Geräten, um zu telefonieren, Medien zu streamen und Musik zu hören. Ohne diese Fähigkeit wird ein neues Gerät nicht attraktiv sein. Da Bluetooth Auracast in den nächsten Jahren immer weiter verbreitet sein wird, werden OTC-Geräte mit Bluetooth-Funktionen einen einfachen Zugang zu Unterhaltungsprogrammen, öffentlichen Vorträgen und anderen Großveranstaltungen ermöglichen. Dies ist ein wichtiges Verkaufsargument für Kunden mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust, die sich in genau diesen Situationen wahrscheinlich schwer tun.
3. Der Preis muss erschwinglich sein
Das Preisniveau ist entscheidend. Einer der Hauptgründe für die Gesetzgebung zu rezeptfreien Hörgeräten war es, den Zugang zu Hörgeräten für Menschen zu verbessern, die sich diese nicht leisten können. Leider sind einige der aktuellen Angebote zu Preisen erhältlich, die denen eines verschreibungspflichtigen Modells bei Costco entsprechen. Andere sind preislich wie glorifizierte PSAPs. Ich gehe davon aus, dass sich die Preisspanne im Laufe der Zeit verkleinern wird, da rezeptfreie Geräte ihren Platz im Hörbereich finden werden.
Da rezeptfreie Produkte keine audiologische Betreuung beinhalten, müssen die Preise eher mit denen von elektronischen Geräten für Verbraucher vergleichbar sein als mit denen von verschreibungspflichtigen Hörgeräten. Sonst geht das Wertversprechen verloren. Für situative Nutzer müssen die Preise mit denen vergleichbarer elektronischer Verbrauchergeräte konkurrieren, von denen viele ähnliche Selbstanpassungsfunktionen bieten.
4. Produkte müssen einfach zu programmieren sein
Hörtechnologie ist manchmal nur die halbe Miete, insbesondere bei älteren Erwachsenen, von denen einige vielleicht kein Smartphone besitzen. Je einfacher die Geräte zu programmieren und zu bedienen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie erfolgreich sind. Im kostenbewussten Kundensegment wird ein schwer zu bedienendes Gerät wahrscheinlich zurückgegeben. Da mit der OTC-Gesetzgebung keine Standard-Rückgaberichtlinien erlassen wurden, werden die Einzelhändler ihre eigenen festlegen. Ohne eine Testphase und ausreichend Zeit, um sich an das bessere Hören zu gewöhnen, werden die Geräte wahrscheinlich zurückgegeben. Situationsbedingte Nutzer könnten ebenfalls durch einen übermäßig komplizierten Einrichtungsprozess abgeschreckt werden. Mit den Apple AirPods Pro und ähnlichen bestehenden Geräten der Unterhaltungselektronik erhalten sie fast alles, was sie brauchen, mit weniger Aufwand. Ich hoffe, dass Apple bald mit einer eigenen, auf diesen Markt ausgerichteten Version der AirPods Pro in den Wettbewerb eintritt.
5. Mit Spaß und positiver Symbolik vermarktet
Können Hörgeräte Spaß machen? Ich denke schon! Werbung, die Menschen zeigt, die Medien, Vorträge, Aufführungen und alle Arten von Aktivitäten mit ihren Hörgeräten genießen, wird sehr effektiv sein. Die Verknüpfung der Funktionen mit den Vorteilen wird dazu beitragen, die Geräte zu verkaufen, da sie genau auf die Situationen abzielen, in denen diese Gruppe mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust Probleme hat.
Warum sind Hörgeräte so teuer?
Wenn die meisten Menschen den Kauf eines Hörgerätes in Erwägung ziehen und Preise vergleichen, erleben Sie oft einen Schock. Laut einer kürzlich durchgeführten Studie von Hearing Review liegt der Durchschnittspreis für Hörgeräte bei etwa 4.000 Euro pro Paar und 1.800 Euro pro Hörgerät. Dieser Preis bezieht sich dabei auf Hörgeräte der Mittelklasse und nicht auf die Spitzengeräte im Premium-Segment.
Ein häufiges Argument von Menschen, die zurecht gegen den Preis von Hörgeräten protestieren, lautet: „Ich kann ein iPhone oder iPad für viel weniger bekommen, warum sind die Preise für Hörgeräte nicht vergleichbar und so teuer? Schließlich handelt es sich bei beiden um kleine Computer, wo liegt also der Unterschied?“ Der Preisunterschied zwischen Hörgeräten und anderen elektronischen High-Tech-Geräten ist auf drei entscheidende Elemente zurückzuführen: Herstellung, Vertrieb und Wirtschaftlichkeit. Hörgeräte weichen in diesen Bereichen stark von Geräten wie dem iPhone ab, und wir werden untersuchen, warum.
Wie setzt sich der Preis eines Hörgeräts zusammen
Der Verkaufspreis von Hörgeräten beinhaltet alle Kosten, die anfallen, nachdem die Hörgeräte den Hersteller verlassen haben. Dazu zählt die Vergütung des Akustikers und die Kosten seiner Servicedienstleistungen. Im Gegensatz zu anderen technischen Geräten, wie dem iPhone, sind Hörgeräte Medizinprodukte. Die Anschaffung von Hörgeräten ist im Gegensatz zum Kauf eines iPhones ein ziemlich aufwändiger Prozess ist, der viele Stunden an Anpassung, Einstellung und Wartung erfordert, was die Kosten erhöht. Der Preis umfasst also nicht nur das Gerät selbst, sondern auch die Kosten für Dienstleistungen Ihres Akustikers während der gesamten Lebensdauer der Geräte.
Hier sind nur einige der Dienstleistungen, die in den Verkaufspreis von Hörgeräten einfließen:
- Kosten der Höruntersuchung (audiometrische Auswertung)
- Beratung
- Programmierung
- Anpassung
- Folgetermine
- Reinigungen
- Regelmäßige Wartung
- Geräte-Garantie
- Hörgerätebatterien
- Weiterbildung
Da es sich bei Hörgeräten um Medizinprodukte handelt, müssen diese Leistungen von einem ausgebildeten und geschulten Hörgeräteakustiker erbracht werden. All das ist kostspielig. Ein qualifizierter Hörgeräteakustiker nimmt regelmäßig an Seminaren und Schulungen teil, um sicherzustellen, dass er über die neuesten medizinischen Informationen verfügt und um seine Lizenz zu erhalten. Die Ausrüstung, die notwendig ist, um Hörgeräte anzupassen und zu warten, ist teuer.
Auch andere Ausgaben sind in den Kosten für Hörgeräte enthalten. Das saubere und bequeme Büro, das Sie für Termine besuchen, erfordert eine Miete und erzeugt laufende Kosten wie z.B. Strom, Wasser und Internetanschluss. Versicherungen, Gehälter von Mitarbeitern und Marketing sind weitere Ausgaben, die Hörgeräteakustiker tätigen und die in den Kosten Ihres Hörgeräts enthalten sind. An bestimmten Stellen machen Hörgeräteakustiker Abstriche, um den Preis eines Hörgeräts zum Wohle des Patienten niedrig zu halten. Aber es gibt es viele Kostenfaktoren, auf die Hörgeräteakustiker keinen oder nur einen geringen Einfluss haben.
Ist der Preis von Hörgeräten eine Akzeptanzbarriere?
Die Kosten sind ein wichtiger Faktor, wenn es um den Kauf von Hörgeräten geht. Dass Hörgeräte teuer sind, ist keine Überraschung. Die meisten Hörgeräte würden ohne die Kostenbeteiligung der Krankenkasse mehrere Tausend Euro kosten. Viele Hörgeräteakustiker bündeln die Kosten mit allen damit verbundenen Dienstleistungen, vom Hörtest und der Auswahl bis zur Nachsorge. Viele Käufer erwarten, dass der Preis eines Hörgeräts eine zeitlich unbegrenzte Nachsorge beinhaltet, was in der Praxis oft nicht der Fall ist.
In den USA besorgen sich laut Marktforschung 33 Prozent derer, die Hörgeräte benötigen, diese. In anderen Ländern wie Deutschland, in denen die Kosten für Hörgeräte von der Regierung subventioniert werden, würde man erwarten, dass jeder, der Hörgeräte benötigt, diese auch kauft. Dies ist jedoch nicht der Fall. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass Norwegen – wo Hörgeräte vollständig von der Krankenkasse finanziert werden – mit etwas mehr als 42 Prozent die höchste Akzeptanzrate hat. Somit leben immer noch mehr als die Hälfte der Menschen, die Hörgeräte benötigen, ohne Hörgeräte.
Der Preis von Hörgeräten ist ein Grund, warum die meisten Verbraucher sagen, dass sie sich nicht behandeln lassen, aber ist er der wahre Grund? Es gibt in der Tat noch andere Akzeptanzbarrieren, wie z.B. negative Stigmata, die mit Hörgeräten verbunden sind. Manchmal wissen Verbraucher auch nicht, wo sie anfangen sollen, wenn sie Hörgeräte benötigen. Sie schätzen die gesundheitlichen Risiken einer Schwerhörigkeit als eher gering ein oder sind mit anderen Themen in Ihrem Leben beschäftigt.
Skaleneffekte und der Preis von Hörgeräten
Wenn es um den Preis von Hörgeräten geht, kommt die Wirtschaftlichkeit ins Spiel. Zunächst einmal gibt es einen Wettbewerb zwischen den Hörgeräteherstellern, der die Marketingkosten in die Höhe treibt. Darüber hinaus ist das wirtschaftliche Prinzip von Marktanteilen von enormer Bedeutung, wenn es um die Preisgestaltung von Hörgeräten geht. Grundsätzlich kann ein Unternehmen, bestimmte mit der Produktion verbundene Kosten (wie Design, Forschung und Entwicklung) besser streuen, wenn ein Produkt (in diesem Fall Hörgeräte) in größerem Umfang hergestellt werden. Das Unternehmen hat die Möglichkeit, seine Kosten zu senken und diese Einsparungen an den Verbraucher weiterzugeben. Da jedoch nur etwa 1 Millionen Hörgeräte pro Jahr über alle Hersteller in Deutschland verkauft werden (im Gegensatz zu 30 Millionen iPhones), sind Kostensenkungen aufgrund von Skaleneffekten eher unwahrscheinlich.
Die wirtschaftlichen Faktoren, die die Kosten für Hörgeräte in die Höhe treiben, werden sich nicht ändern und auch in Zukunft für weitere Preissteigerungen sorgen. Hörgeräte sind teuer, diese Tatsache ist unbestreitbar und wird sich wohl auch in nächster Zeit nicht ändern. Angebote gibt es allerdings in einer breiten Preisspanne, und mit einem Anbietervergleich ist es möglich, kostengünstige Hörgeräte zu finden, die Ihren Bedürfnissen entsprechen. Es wird oft gesagt, dass Wissen Macht bedeutet, und wir hoffen, dass mehr Informationen über die Kosten von Hörgeräten es Ihnen nicht nur ermöglicht, diese besser zu verstehen, sondern Sie auch beim Kauf Ihrer eigenen Hörgeräte unterstützt.
Nur 10% der Kosten von Hörgeräten entfallen auf die Produktion
Der Herstellungsprozess ist ein kleiner, aber wichtiger Bestandteil der Kosten eines Hörgerätes. Die Materialien, aus denen ein Hörgerät besteht, sind nicht teuer. Selbst bei wichtigen Komponenten wie Mikroprozessoren und Mikrofone machen die Materialien nur etwa 10 Prozent der Kosten aus. Kostet das Hörgerät beim Akustiker 1.800 Euro, kostet die Herstellung inklusive Materialkosten ungefähr 200 Euro. Aber wie jedes Hightech-Gerät erfordern Hörgeräte umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die dann in den Kosten abgebildet werden.
Die Kosten für Forschung und Entwicklung können das Dreifache der Materialkosten betragen. Zum Vergleich: Apple gibt pro Jahr bis zu 2 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung aus. Forschung und Entwicklung sind ein wesentlicher Teil des Preises: Alle großen Hörgerätehersteller haben eine große Forschungsabteilung.
Jeder Hersteller setzt ein umfangreiches Team von Fachleuten ein, um neue Geräte und Chip-Plattformen zu entwerfen und zu entwickeln. Fachleute sind z.B. Elektroingenieure, Audiologen, Computerprogrammierer und Musikwissenschaftlern. Hörgerätehersteller wollen das bestmögliche Produkt anbieten und Ihre Marktanteile erhöhen. An der Entwicklung eines neuen neuen Hörgeräts können bis zu 300 Personen über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren beteiligt sein. Darüber hinaus erfordern alle neuen Funktionen arbeitsintensive Benutzertests, die weitere ein bis zwei Jahre dauern können.
Nur 8 bis 10 Prozent der Gesamtkosten von Hörgeräten entfallen auf die Produktion (Rohstoffe, Arbeit und Ausrüstung). Die restlichen Kosten umfassen Marketing, Tests und Forschung.
Der Wert einer professionellen Hörvorsorge
In einem Zeitalter, in dem Verbraucher die persönliche Expertise und Beratung durch Einzelhandelsverkäufer zugunsten einer Preisersparnis beim Online-Shopping aufgeben, messen sie Dienstleistungen wie Beratung und Produktauswahl einen geringeren Wert zu. Für viele Käufer eines Hörgeräts ist es allerdings sehr wichtig, dass ein Hörgeräteakustiker die richtigen Geräte für ihre spezifischen Bedürfnisse auswählt. Auch die Anpassung und Nachsorge durch einen Hörgeräteakustiker ist entscheidend für den medizinischen Erfolg mit Hörgeräten. Das ein Hörgeräteakustiker Hörgeräte auswählt, anpasst und programmiert, ist also durch einen günstigeren Preis nicht zu ersetzen.
Welchen Wert hat also eine professionelle Hörgeräteversorgung? Was ist Ihre Meinung? Eine Studie, die die Beziehung zwischen Hörgeräteakustikern und dem Erfolg von Hörgeräteträgern untersuchte, ergab, dass Träger, häufiger mit Ihrem Hörgerät unzufrieden waren, je seltener sie eine Beratung oder andere Hilfsmittel von einem Hörgeräteakustiker erhielten. Haben Sie eine vergleichbare Erfahrung gemacht? Teilen Sie uns mit, was Sie denken. Nutzen Sie die Kommentarfunktion unten auf der Webseite oder schreiben Sie uns eine Email.